Mir wurde mehrfach gesagt, ich solle doch auch mal deutsche Artikel verfassen. Da ich den größten Teil meiner Zeit mit englischen Texten verbringe, hat sich bisher nicht wirklich die Gelegenheit ergeben.
Nun allerdings muss ich meine Meinung loswerden. Die Deutschen tendieren Sachen bis ins äußerste zu Überdramatisieren.
Vor kurzem hatte ein guter Freund mich auf einen Artikel bei Spiegel Online verwiesen, in dem es darum ging, dass ein Mann eine einzige daumengroße Giftkraut “Kreuzkraut” in einer Rucola-Salatschale fand und es einem örtlichem Arbeitskreis mitteilte.
Der örtliche Verein teilte es der Medien mit, und wie ein Lauffeuer mutierte es in kurzer Zeit zur Hiobsbotschaft. Die daraus entstehende Resonanz war verheerend. Innerhalb kürzester Zeit verschwand das “Gestrüpp des Grauens”, wie Spiegel Online es passend titulierte, aus ganz vielen Läden. Niemand kaufte mehr Rucola, Bauern erlitten Schäden in Millionenhöhen. Alles nur wegen einer einziger daumengroßer Kraut!
Das Schlimmste an der Sache ist aber, dass der gute Mann, der das Giftkraut entdeckte, die Schale vorher geöffnet hat, und dann erst zur Bestätigung an den örtlichen Arbeitskreis geschickt hat. Wer kann also beweisen, dass der Mann nicht daran gepfuscht hat? Ich unterstelle dem Mann nichts, sehe es allerdings mit Skepsis.
Die Dramatik, oh die Dramatik! Passend zu der Dramatik fiel mir das Lied von Marx Augustin ein (eine leicht veränderte Fassung von mir):
O, du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
O, du lieber Augustin, alles ist hin.Geld ist weg, Rucola ist weg,
Alles hin, Augustin.
O, du lieber Augustin,
Alles ist hin.Kraut ist weg, Salat ist weg,
Augustin liegt im Dreck,
O, du lieber Augustin,
Alles ist hin.Und selbst das reiche Wien,
Hin ist’s wie Augustin;
Weint mit mir im gleichen Sinn,
Alles ist hin!Jeden Tag eine Kraut,
Und was jetzt? Kreuzkraut, die Kreuzkraut!
Nur ein groß’ Krautfest,
Das ist der Rest.Augustin, Augustin,
Leg’ nur ins Grab dich hin!
Oh, du lieber Augustin,
Alles ist hin!
Ein anderer Artikel, das mir in den Augen gestochen ist, die Hamsterkäufe der Glühbirnen (oder Glühlampen um mal korrekt zu sein). Gut, mittlerweile ist der Artikel aktualisiert worden, und genau das untermauert meiner Meinung. (Was ist den los, verbrauchen die Leute 1 Birne pro Woche?!)
Wo man am Anfang panisch mit einem lautem “PANIK PANIK AB HEUTE GLÜHBIRNEN VERBOT SCHNELL KAUFEN KAUFEN SONST IST ENDE GELÄNDE!” reagierte, ist mittlerweile nur noch ein flüsterndes “Ah, das war doch nix…” daraus geworden.
Der letzte Artikel der mich an den Blogtitel erinnerte ging um die Wahlen in Saarland und einen Keramikhersteller der drohte auszuwandern, wenn in Saarland eine Rot-Rot-Grüne Regierung zustande käme.
Gut, Politik ist kein Thema wo man mal sagt “Ah, das war doch nix…”, das kann fatale Folgen haben, wie wir in der Vergangenheit gelernt haben. Aber bitte, gleich mit Pauken und Posaunen, Dramatik und diesem Erpresser-Verhalten?
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